Jeder hat schon mal von Rheuma gehört. Aber kaum jemand kann den Begriff wirklich einordnen. Es hat wohl irgendetwas mit Gelenkschmerzen zu tun. Da endet es dann aber meist schon. Wie soll Kurkuma hier also helfen?

Was ist Rheuma?

Der Begriff „Rheuma“ bezeichnet nicht eine einzige Erkrankung, sondern ist ein Überbegriff für verschiedene Krankheiten. Sie alle gehen mit chronischen Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparates einher. Dieser umfasst die Knochen, Muskeln und Gelenke. Rheumatologische Krankheitsbilder sind Autoimmunerkrankungen. Hierbei wird das Immunsystem aktiviert und attackiert körpereigene Strukturen, was eine Entzündung auslöst. Je nach Erkrankung treten außerdem Veränderungen an der Haut oder an den inneren Organen auf. Beispiele sind Ausschläge, Störungen der Nierenfunktion, oder Herzrhythmusstörungen (1,2,3).

Die rheumatologischen Erkrankungen werden eingeteilt in autoimmun-entzündliche, verschleiß- und stoffwechselbedingte. Andere rheumatologische Krankheitsbilder werden dahingehend unterschieden, dass sie die Weichteile und die Knochen betreffen (4). Die zur ersten Gruppe gehörende rheumatoide Arthritis ist die häufigste rheumatische Erkrankung in Deutschland (5). Sie bezeichnet, was viele mit dem Begriff Rheuma in Verbindung bringen. Charakteristisch ist ein Krankheitsverlauf in Schüben, wobei jeder Schub das betroffene Gelenk schädigt. Die Erkrankung äußert sich zuerst als Schmerz und Steifigkeit in den Fingergelenken. Später breitet sie sich auf andere Gelenke aus. Neben dem Schmerz können auch andere Beschwerden wie Schwellungen und Erwärmungen auftreten, welche mit der Entzündung einhergehen. Im späteren Verlauf sind Verformungen und Fehlstellungen der Gelenke möglich. Die Erkrankung muss früh erkannt und behandelt werden, da die Gelenkschäden in den ersten Jahren am schlimmsten sind. Aufgrund der charakteristischen Symptome ist die Diagnosestellung normalerweise unkompliziert. Die Standardtherapie besteht aus Arzneistoffen aus der Klasse der Folsäure-Antagonisten, welche das angreifende Immunsystem unterdrücken. Die Behandlung erfolgt aber immer individuell, da der Verlauf variiert (6).

Kurkuma bei Rheuma: Entzündungen als Dreh- und Angelpunkt

Da bei rheumatischen Erkrankungen die Entzündung eine zentrale Rolle spielt, ist der Einsatz von Entzündungshemmern in der Therapie unerlässlich. Je öfter die Betroffenen Krankheitsschübe erleiden, desto schneller schreitet die Zerstörung des Gelenks voran. Es bedarf also einer schnellen und vor allem effektiven Behandlung. Ziel der Therapie sollte es sein, die Schübe soweit es geht zu vermeiden (7).

Es gibt viele verschiedene Medikamente, welche entzündungshemmend wirken. Auch viele in der Natur vorkommenden Stoffe lindern Entzündungen. Das wirft die Frage auf, ob sich rheumatische Erkrankungen durch eine “entzündungshemmende Ernährung” beeinflussen lassen. Diese Frage ist durch die Vielzahl rheumatischer Erkrankungen und Diäten nur schwer zu beantworten. Der Einfluss scheint aber grundsätzlich positiv zu sein: Eine Meta-Analyse zu entzündungshemmenden Ernährungsformen bei rheumatoider Arthritis zeigte einen positiven Einfluss auf das Schmerzlevel der Patienten (17).

Ein Beispiel für ein entzündungshemmendes Lebensmittel ist Kurkuma. Verantwortlich für diesen Effekt ist sein Farbstoff Curcumin. Dessen entzündungshemmende Wirkung wurde bereits in mehreren Studien belegt (8). 

Bei einer Entzündung werden sogenannte Entzündungsmediatoren freigesetzt. Diese sorgen zum Beispiel dafür, dass sich die Gefäße weiten, um mehr Immunzellen zum Ort der Entzündung zu transportieren. Beispiele sind die Interleukine, TNF-α (tumor necrosis factor-α) und Prostaglandine (9, 10). Curcumin greift bereits vor dem Auslösen einer solchen “Entzündungs-Kaskade” ein: Indem es die Produktion der Entzündungsmediatoren hemmt, fällt die Reaktion geringer aus oder findet erst gar nicht statt. Aber auch wenn bereits Entzündungsmediatoren ausgeschüttet wurden, kann Curcumin diese nachträglich binden. Dadurch trägt es zu einer schnelleren Abheilung der Entzündung bei (11).

Kurkuma: Sinnvolle Ergänzung bei rheumatoider Arthritis

Aufgrund seiner anerkannt entzündungshemmenden Wirkung wurden Studien zum Einfluss von Curcumin auf rheumatische Erkrankungen durchgeführt. Die Ergebnisse sind vielversprechend: In einer Studie bekamen 36 Patienten mit rheumatoider Arthritis über drei Monate 125mg, oder 250mg Curcumin, beziehungsweise ein Placebo. Am Ende des Zeitraumes hatten sich die Symptome der Probanden in den Curcumin-Gruppen signifikant verbessert. Auch Entzündungsparameter und Rheumafaktoren im Blut waren besser geworden (12).

Dieser Effekt wurde in einer Meta-Analyse von 6 Studien mit 259 Patienten mit rheumatoider Arthritis bestätigt. Auch hier reduzierte die Einnahme von Curcumin die Entzündungswerte im Blut und verbesserte die Symptome der Betroffenen. Erfreulicherweise gab es darüber hinaus keine nennenswerten Nebenwirkungen (13).

Eine weitere Meta-Analyse beschäftigte sich mit dem Einfluss von Curcumin auf Autoimmunerkrankungen allgemein. Dabei wertete man 10 Studien zu 31 Autoimmunerkrankungen aus. Darunter befanden sich neben der rheumatoiden Arthritis unter anderem die Multiple Sklerose und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Obwohl die Datenlage noch dünn ist, waren die Ergebnisse auch hier positiv (14).

Kurkuma und Arthrose: Die bessere Alternative zu Ibuprofen und Co?

Arthrose wird ebenfalls zu den rheumatischen Erkrankungen gezählt, nimmt dabei aber eine Sonderrolle ein: Ihr Auftreten ist vorwiegend auf den Lebensstil und das Alter zurückzuführen und nicht auf eine Autoimmunreaktion. Vereinfacht ausgedrückt kommt es zu einer Abnutzung des Gelenks. In diesem Prozess spielen jedoch auch Entzündungen wieder eine wichtige Rolle (18).

Ganze 15 Studien mit 1621 Patienten haben die Wirkung von Curcumin auf Arthrose untersucht. Dabei war Curcumin nicht nur effektiver als ein Placebo, sondern konnte eine ähnliche Wirkung erzielen wie Ibuprofen oder Diclofenac (16). Das ist insbesondere interessant, weil diese Medikamente häufig Nebenwirkungen mit sich bringen. Sie sind aber trotzdem weit verbreitet unter Arthrose-Patienten (19).

Mizell-Kurkuma für die therapeutische Anwendung

Ein Problem bei der Anwendung von Curcumin ist seine geringe Bioverfügbarkeit: Es wird schlecht im Darm resorbiert und schnell über die Leber ausgeschieden (20). Aus diesem Grund mussten in den meisten Studien hohe Dosierungen zum Einsatz kommen.

Eine Methode, um dieses Problem zu lösen, ist mizellares Curcumin. In dieser Form aufbereitet steigt die Bioverfügbarkeit des Curcumins massiv an (21). Bei längerer Einnahme kommt es außerdem zu einer Anreicherung im Blut (22). Im Direktvergleich mit anderen Curcumin-Formulierungen erzielt Mizell-Curcumin dadurch mit Abstand die höchsten Wirkspiegel im Blut (23).

Fazit

Curcumin reduziert Entzündungen und wirkt dadurch positiv bei rheumatoider Arthritis. Auch wenn es die medikamentöse Therapie nicht ersetzt, ergänzt es sinnvoll eine gesunde und entzündungshemmende Ernährung. Bei Arthrose ist Curcumin sogar eine echte Alternative zur symptomatischen Therapie mit Ibuprofen. Es wirkt genauso gut, bei weniger Risiken in der Langzeiteinnahme. Das größte therapeutische Potential bietet Curcumin in mizellarer Form.

Quellenverzeichnis

  1. Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.: Ist es Rheuma? https://www.rheuma-liga.de/rheuma/ist-es-rheuma (abgerufen am 23.01.2023)
  2. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Rheumatoide Arthritis https://www.gesundheitsinformation.de/rheumatoide-arthritis.html#:~:text=Bei%20Rheuma%20(rheumatoide%20Arthritis)%20entz%C3%BCnden,k%C3%B6nnen%20die%20Beschwerden%20wirksam%20lindern. (abgerufen am 23.01.2023)
  3. Voll RBaenkler HRheumatologie im Überblick. In: Baenkler HBals RGoldschmidt HHahn JHinterseer MKnez AMöhlig MPfeiffer ASchäfer J et al., Hrsg. Kurzlehrbuch Innere Medizin. 4., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2021
  4. Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten: Rheumatische Erkrankungen im Überblick https://www.internisten-im-netz.de/fachgebiete/rheumatologierheuma/rheumatische-erkrankungen-im-ueberblick.html#:~:text=Rheuma%20%2D%20dazu%20geh%C3%B6ren%3A,die%20mit%20rheumatischen%20Beschwerden%20einhergehen (abgerufen am 23.01.2023)
  5. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.: Rheuma in Zahlen https://dgrh.de/Start/DGRh/Presse/Daten-und-Fakten/Rheuma-in-Zahlen.html (abgerufen am 23.01.2023)
  6. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Wülker N, Kluba T, Roetman B, Rudert M, Hrsg. 4., unveränderte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2021. doi: 10.1055/b000000620
  7. Lopez-Olivo MA, Siddhanamatha HR, Shea B, Tugwell P, Wells GA, Suarez-Almazor ME. M. for treating rheumatoid arthritis. Cochrane Database Syst Rev. 2014 Jun 10;2014(6):CD000957. doi: 10.1002/14651858.CD000957.pub2. PMID: 24916606; PMCID: PMC7047041.
  8. Gorabi AM, Abbasifard M, Imani D, Aslani S, Razi B, Alizadeh S, Bagheri-Hosseinabadi Z, Sathyapalan T, Sahebkar A. Effect of curcumin on C-reactive protein as a biomarker of systemic inflammation: An updated meta-analysis of randomized controlled trials. Phytother Res. 2022 Jan;36(1):85-97. doi: 10.1002/ptr.7284. Epub 2021 Sep 29. PMID: 34586711.
  9. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Was ist eine Entzündung? https://www.gesundheitsinformation.de/was-ist-eine-entzuendung.html#:~:text=Die%20Entz%C3%BCndungsmediatoren%20haben%20noch%20eine,es%20zur%20typischen%20Schwellung%20kommen. (abgerufen am 23.01.2023)
  10. Chen L, Deng H, Cui H, Fang J, Zuo Z, Deng J, Li Y, Wang X, Zhao L. Inflammatory responses and inflammation-associated diseases in organs. Oncotarget. 2017 Dec 14;9(6):7204-7218. doi: 10.18632/oncotarget.23208. PMID: 29467962; PMCID: PMC5805548.
  11. Peng Y, Ao M, Dong B, Jiang Y, Yu L, Chen Z, Hu C, Xu R. Anti-Inflammatory Effects of Curcumin in the Inflammatory Diseases: Status, Limitations and Countermeasures. Drug Des Devel Ther. 2021 Nov 2;15:4503-4525. doi: 10.2147/DDDT.S327378. PMID: 34754179; PMCID: PMC8572027.
  12. Amalraj A, Varma K, Jacob J, Divya C, Kunnumakkara AB, Stohs SJ, Gopi S. A Novel Highly Bioavailable Curcumin Formulation Improves Symptoms and Diagnostic Indicators in Rheumatoid Arthritis Patients: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled, Two-Dose, Three-Arm, and Parallel-Group Study. J Med Food. 2017 Oct;20(10):1022-1030. doi: 10.1089/jmf.2017.3930. Epub 2017 Aug 29. PMID: 28850308.
  13. Bagherniya M, Darand M, Askari G, Guest PC, Sathyapalan T, Sahebkar A. The Clinical Use of Curcumin for the Treatment of Rheumatoid Arthritis: A Systematic Review of Clinical Trials. Adv Exp Med Biol. 2021;1291:251-263. doi: 10.1007/978-3-030-56153-6_15. PMID: 34331695.
  14. Zeng L, Yang T, Yang K, Yu G, Li J, Xiang W, Chen H. Curcumin and Curcuma longa Extract in the Treatment of 10 Types of Autoimmune Diseases: A Systematic Review and Meta-Analysis of 31 Randomized Controlled Trials. Front Immunol. 2022 Aug 1;13:896476. doi: 10.3389/fimmu.2022.896476. PMID: 35979355; PMCID: PMC9376628.
  15. MSD Manual: Arthrose https://www.msdmanuals.com/de/profi/erkrankungen-des-rheumatischen-formenkreises-und-des-bewegungsapparats/gelenkerkrankungen/arthrose?query=arthrose (abgerufen am 23.01.2023)
  16. Zeng L, Yu G, Hao W, Yang K, Chen H. The efficacy and safety of Curcuma longa extract and curcumin supplements on osteoarthritis: a systematic review and meta-analysis. Biosci Rep. 2021 Jun 25;41(6):BSR20210817. doi: 10.1042/BSR20210817. PMID: 34017975; PMCID: PMC8202067.
  17. Schönenberger, K. A., Schüpfer, A.-C., Gloy, V. L., Hasler, P., Stanga, Z., Kaegi-Braun, N., & Reber, E. (2021). Effect of Anti-Inflammatory Diets on Pain in Rheumatoid Arthritis: A Systematic  Review and Meta-Analysis. Nutrients, 13(12). https://doi.org/10.3390/nu13124221
  18. Coaccioli, S., Sarzi-Puttini, P., Zis, P., Rinonapoli, G., & Varrassi, G. (2022). Osteoarthritis: New Insight on Its Pathophysiology. Journal of Clinical Medicine, 11(20). https://doi.org/10.3390/jcm11206013
  19. Silverman, S. L., Schepman, P., Rice, J. B., Beck, C. G., Johnson, M., White, A., Robinson, R. L., & Emir, B. (2022). Drug utilization, clinical and economic outcomes of patients with osteoarthritis  of the hip and/or knee treated with long-term use of traditional NSAIDs, topical NSAIDs, and COX-2 inhibitors. Current Medical Research and Opinion, 38(7), 1153–1166. https://doi.org/10.1080/03007995.2022.2078098
  20. Liu, W., Zhai, Y., Heng, X., Che, F. Y., Chen, W., Sun, D., & Zhai, G. (2016). Oral bioavailability of curcumin: problems and advancements. Journal of Drug Targeting, 1–9. https://doi.org/10.3109/1061186X.2016.1157883
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  22. Kocher, A., Bohnert, L., Schiborr, C., & Frank, J. (2016). Highly bioavailable micellar curcuminoids accumulate in blood, are safe and do not reduce blood lipids and inflammation markers in moderately hyperlipidemic individuals. Molecular Nutrition & Food Research, 60(7), 1555–1563. https://doi.org/10.1002/mnfr.201501034
  23. Flory, S., Sus, N., Haas, K., Jehle, S., Kienhöfer, E., Waehler, R., Adler, G., Venturelli, S., & Frank, J. (2021). Increasing Post-Digestive Solubility of Curcumin Is the Most Successful Strategy to  Improve its Oral Bioavailability: A Randomized Cross-Over Trial in Healthy Adults and In Vitro Bioaccessibility Experiments. Molecular Nutrition & Food Research, 65(24), e2100613. https://doi.org/10.1002/mnfr.202100613
  24. Javadi, M., Khadem Haghighian, H., Goodarzy, S., Abbasi, M., & Nassiri-Asl, M. (2019). Effect of curcumin nanomicelle on the clinical symptoms of patients with rheumatoid  arthritis: A randomized, double-blind, controlled trial. International Journal of Rheumatic Diseases, 22(10), 1857–1862. https://doi.org/10.1111/1756-185X.13688