Zu keinem anderen Zeitpunkt ist die richtige Ernährung so wichtig, wie in der Schwangerschaft. Die werdende Mutter stellt sich unzählige Fragen: Was tut meinem Kind gut und was nicht? Was beeinflusst es positiv in seiner Entwicklung? Dabei sollte auch die Gesundheit der Mutter nicht vergessen werden: Schwangerschaftskomplikationen gefährden sowohl Mutter als auch Kind.
Kurkuma ist mit seinem breiten Spektrum an Wirkungsweisen unter normalen Umständen ein wertvoller Bestandteil einer gesunden Ernährung. Doch ändert sich das vielleicht während der Schwangerschaft?
Ernährung in der Schwangerschaft
Grundsätzlich gibt es keine spezielle Ernährungsform für die Schwangerschaft. Jede Schwangere sollte auf eine gesunde Ernährung achten. Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, viel Wasser und fettarme Milchprodukte stehen hierbei regelmäßig auf dem Speiseplan. Auf tierische Lebensmittel und hoch kalorische Kost sollte eher verzichtet werden. Auch fettreicher Fisch wird empfohlen (1,2,4). Dabei ist es wichtig, dass der Fisch gut durchgekocht ist, da roher Fisch Krankheitserreger enthält (3). Gleiches gilt für Rohmilch-Produkte wie manche Käsesorten (2).
Fälschlich wird oft angenommen, die Schwangere müsse für zwei essen. Der Energiebedarf steigt jedoch erst in den letzten Monaten der Schwangerschaft an. Und das auch nur um etwa zehn Prozent. Jedoch steigt der Bedarf an bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen deutlich an. Neben der gesunden Ernährung sollte die Schwangere zusätzliches Jod und Folat als Nahrungsergänzung einnehmen (1). Folat oder Folsäure ist für die Zellteilung und damit das Wachstum wichtig. Linsen, Spinat und Vollkornprodukte enthalten zum Beispiel größere Mengen.
Jod ist ein wichtiger Bestandteil der Schilddrüsenhormone. Diese kontrollieren die neurologische Entwicklung des Fötus. Jod wird durch Milchprodukte, Meeresfrüchte und jodiertes Speisesalz aufgenommen (1).
Kurkuma: Vielfältiger Nutzen für die Gesundheit
Kurkuma und vor Allem das enthaltende Curcumin leisten einen wertvollen Beitrag zur Gesundheit: Kurkuma hilft bei der Verdauung fetthaltiger Lebensmittel (5) und reduziert Schmerzen bei entzündungs-bedingten Krankheiten (6). Darüber hinaus kann es die körpereigenen Bakterien stärken (7), wirkt aber antibakteriell gegen Schädlinge (8). Und nicht zuletzt senkt Curcumin sogar Blutzucker und Blutfettwerte (9).
Kurkuma hat also viele Vorteile für den Menschen. Doch gilt das auch ohne weiteres für Schwangere?
Schwangerschaftsdiabetes
Ein Schwangerschaftsdiabetes beschreibt einen krankhaft erhöhten Blutzuckerspiegel in der Schwangerschaft. Speziell in der zweiten Schwangerschaftshälfte benötigt das ungeborene Kind eine größere Menge an Glukose. Diese muss von der Mutter hergestellt werden. Bestehen jedoch bereits zuvor Risikofaktoren für Diabetes, entwickelt sich nun eine Insulin-Resistenz: Die Zellen reagieren nicht mehr auf das Hormon und der Glukose-Gehalt im Blut steigt immer weiter.
Für Frauen kann dies zu Bluthochdruck, Wassereinlagerungen, Blasen- und Nierenschäden führen. Beim Kind bedeutet es übermäßiges Wachstum und ein erhöhtes Risiko für Früh- oder Fehlgeburt (10).
Ein normales Körpergewicht, Bewegung und eine ausgewogene Ernährung beugen der Entstehung eines Schwangerschaftsdiabetes vor. Reicht das nicht aus, muss man auf Insulin als Medikament zurückgreifen. Alle anderen Diabetes-Medikamente sind nicht für die Anwendung während der Schwangerschaft zugelassen (11).
Curcumin wirkt positiv auf den Zucker-Stoffwechsel in Patienten mit “normalem” Diabetes. Es reduziert den Blutzucker und mindert die Insulin-Resistenz der Zellen (12,13).
In einigen Studien wurde außerdem ein Zusammenhang zwischen Curcumin und dem Hormon Adiponectin gefunden (14). Adiponectin nimmt Einfluss auf Fett- und Glukosestoffwechseln und ist bei Übergewicht vermindert. Es erhöht die Empfindlichkeit von Zellen auf Insulin und wirkt damit Diabetes entgegen (14). Die Einnahme von Curcumin bewirkt in moderatem Umfang die Ausschüttung dieses Hormons ins Blut (15).
Diese Ergebnisse beziehen sich jedoch nur auf nicht-schwangere Diabetiker. Zwar steht der Verzehr von Polyphenolen wie Curcumin in Verbindung mit einem, geringeren Risiko für Schwangerschaftsdiabetes (6). Für eine gezielte therapeutische Einnahme von Curcumin reicht die Studienlage aber leider nicht aus.
Schwangerschaftshypertonie und Eklampsie
Bluthochdruck ist eine häufige Begleiterscheinung bei Schwangerschaften. Man spricht von einer Schwangerschaftshypertonie, wenn der Blutdruck der Schwangeren über 140 zu 90 mmHg liegt. Häufig normalisiert sich der Blutdruck nach der Schwangerschaft wieder, für einige Frauen bleibt er jedoch ein Leben lang erhöht. Die Ursache für den erhöhten Blutdruck ist der Mehrbedarf im Kreislauf: Rund 40 Prozent mehr Blut als sonst wird durch den Körper gepumpt (17).
Eine starke, unbehandelte Schwangerschaftshypertonie kann zu Fehl- und Todgeburten und tödlichen Komplikationen bei der Mutter führen. Gefürchtet ist vor allem die Eklampsie, ein Krampfanfall in der Schwangerschaft. Dieser kann durch erhöhten Blutdruck getriggert werden.
Die Behandlung der Bluthochdrucks ist nicht einfach. Es gilt die Faustregel, dass das Absenken des mütterlichen Blutdrucks um 10 mmHg das Geburtsgewicht des Kindes um 145 Gramm reduziert. Eine Therapie muss deshalb gut abgewägt werden. Zu vielen Medikamenten, die den Blutdruck senken, gibt es kaum Studien zu den Effekten auf Schwangere. Andere alltägliche Blutdrucksenker wirken potenziell toxisch für das Kind und sind demnach auch nicht geeignet (18).
In nicht-schwangeren Patienten ist Bluthochdruck ein Risikofaktor für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. Er wird begünstigt durch Rauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht. Kurkuma wirkt diesem Prozess entgegen. Es unterstützt die Funktion der Gefäße, indem es Entzündungen und oxidativen Stress reduziert. Auch die Anlagerung von Plaques wird durch Curcumin vermindert. Dadurch verbessert Curcumin die allgemeine Gefäßfunktion (19).
Auch der Blutdruck wird auf diesem Weg positiv beeinflusst. Eine Meta-Analyse konnte den positiven Einfluss von Curcumin bei Patienten mit erhöhtem Blutdruck bestätigen (20).
Bei der Schwangerschaftshypertonie gilt jedoch dasselbe wie beim Schwangerschaftsdiabetes: Einige Studien deuten zwar einen positiven Einfluss von Curcumin an (21). Es gibt jedoch einfach keine ausreichenden Daten zur Anwendung in der Schwangerschaft.
Postpartale Depression
Eine postpartale Depression verspüren manche Frauen in den ersten Wochen nach der Entbindung. Sie äußert sich durch starke Müdigkeit, Selbstzweifel, Ängs oder Selbstmordgedanken (22). Da sich während und nach der Schwangerschaft der Hormonhaushalt komplett umstellt, sind viele Frauen anfälliger für die Depression. Auch die Tatsache, dass sich das gesamte Leben nun umstellt, ist ein beunruhigender Gedanke. Ähnlich wie bei einer normalen Depression, werden oft Antidepressiva verschrieben. Hier muss jedoch besonders vorsichtig gehandelt werden (23).
Bei einer Depression sind Botenstoffe im Gehirn nicht richtig ausgeglichen. Antidepressiva sollen dieses Gleichgewicht wieder herstellen (24). Ein Effekt, der tatsächlich auch Curcumin nachgesagt wird: Es scheint dazu in der Lage zu sein, genau wie Antidepressiva, den Monoamin-Spiegel im Körper zu erhöhen (25). Dabei handelt es sich um Neurotransmitter, mit denen Nervenzellen kommunizieren.
Auch die entzündungshemmende Wirkung von Curcumin spielt eine Rolle: Entzündliche Prozesse im Gehirn finden auch bei Depressionen verstärkt statt. Werden diese reduziert, nimmt hat das einen positiven Einfluss auf die Symptome. Entsprechend konnten mehrere Studien auch zeigen, dass Curcumin die Symptome einer starken Depression mildert (25,26).
Auch wenn die Studien sich nicht konkret auf postpartale Depressionen beziehen, könnte die Wirkung von Curcumin hier ähnlich sein (25,27). Stillende Frauen sollten jedoch trotzdem vorsichtig sein.
„Entgiftung“ mit Curcumin
Die ungewollte Zufuhr von Schadstoffen wie Schwermetallen stellt ein potentielles Risiko in der Schwangerschaft dar. Dazu zählen Quecksilber, Blei und Cadmium (28). Auch Arsen ist ein toxisches Metall und findet sich in Böden und Grundwasser. Trinkt eine schwangere Frau dieses verunreinigte Wasser, so kann dies zu Fehl- und Frühgeburten führen.
In Tierstudien wirkt Curcumin einer Arsenvergiftung entgegen und verhindert somit die Schädigung des Neugeborenen. Auch bei einer Quecksilbervergiftung schwangerer Mäuse konnte Curcumin die Folgen abschwächen. Selbst der schädlichen Wirkung eines Medikaments (Celecoxib) konnte Curcumin entgegenwirken (29).
Schädigung des Nachwuchses?
Auch für Kurkuma gibt es bereits Studien, die sich mit der Toxizität des Stoffes auf den Embryo auseinandersetzten. In diesen Studien werden Tieren sehr hohe Mengen eines zu testenden Stoffes verabreicht. Dann werden über mehrere Generationen die Effekte dieses Stoffes beobachtet. Am Ende wird eine für den Menschen verträgliche Dosis des Stoffes berechnet. Auf diese Dosis schlägt man dann noch einen hohen Sicherheitsfaktor drauf.
In einer zwei-Generationen-Studie an Ratten hatte eine sehr hohe Dosis von 850 mg/kg keinen Einfluss auf die Reproduktion der Tiere (30).
Für den Menschen konnten keine Risiken bei einer Menge von 6 g/Tag über vier bis sieben Wochen gefunden werden (29).
Jedoch konnte auch in einer weiteren am Zebrafisch durchgeführten Studie, eine gefährliche Menge an Kurkuma beschrieben werden: Bei einer Dosierung von über 62.50 μg/mL wurde die Kurkuma giftig für die Fische Larven. Ab 125.0 μg/mL erhöhte sich die Mortalität der Larven zusammen mit morphologischen Deformationen (31).
Dabei handelte es sich jedoch um sehr kleine Fische. Die Studien zum Menschen und zur Ratte sind hier geeigneter für einen direkten Vergleich.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich ein positiver Effekt von Kurkuma für schwangere Frauen erkennen. Kurkuma bietet viele Vorteile in der normalen Ernährung und trägt wahrscheinlich auch zur Gesundheit von Schwangeren bei. Gerade auch der Mangel an Medikamenten für Schwangerschaftskomplikationen macht Curcumin zu einem spannenden Kandidaten für die zukünftige Forschung.
Aktuell sollten Schwangere jedoch lieber von der Einnahme konzentrierter Kurkuma-Extrakte absehen. Der Verzehr von Kurkuma als gesundes Gewürz im Essen, ist wahrscheinlich kein Problem. Nahrungsergänzungsmittel mit Curcumin sollten aber zur Sicherheit gemieden werden.
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