Kurkuma dürfte den meisten als Gewürz aus der indischen und orientalischen Küche bekannt sein. Tatsächlich steckt jedoch noch mehr hinter dem gelben Pulver. Schon seit Jahrtausenden wird es in der Traditionellen Chinesischen Medizin und der indischen Heilkunst Ayurveda als Entzündungshemmer eingesetzt. Diese Wirkung ist dem Stoff Curcumin zu verdanken, welcher der Wurzel auch ihre gelbe Farbe verleiht. Neben vielen anderen Erkrankungen ist ein weit verbreiteter Anwendungsbereich dabei die Arthrose.

Arthrose – Volkskrankheit der Deutschen

Bei der Arthrose handelt es sich um einen Verschleiß der Gelenke, welcher prinzipiell jedes Gelenk betreffen kann. Insbesondere tritt sie jedoch am Knie, an den Händen, der Hüfte und den Wirbeln auf. In Deutschland leiden etwa 15 Millionen Menschen an den Gelenkbeschwerden – Tendenz steigend. Ein genereller Verschleiß ist normal und tritt mit fortschreitendem Alter auf.

Allerdings begünstigen bestimmte Faktoren die Arthrose. Hierzu zählen unter anderem Übergewicht und hoher Fleischkonsum, da insbesondere rotes Fleisch entzündungsfördernd wirkt (1). Diese Faktoren führen zu einem erhöhten Abbau des Gelenkknorpels, was zu Rissen und anderen Schäden führt. Durch die Veränderungen ist die Reibung im Gelenk während der Bewegung erhöht, sodass sich die Knorpelschichten gegenseitig aufrauen und abschleifen. Auf Dauer werden hierdurch auch andere Strukturen im Gelenk beschädigt und es entstehen schmerzhafte Entzündungen.

Zwar ist die Arthrose selbst keine primär entzündliche Erkrankung, jedoch treten im Rahmen einer aktivierten Arthrose entzündliche Episoden auf. Diese äußern sich mit Schmerzen und Gelenksteifigkeit, was die Betroffenen stark im Alltag einschränkt. Der Leidensdruck ist hoch, und leider ist die Arthrose derzeit nicht heilbar. Es gibt aber wirksame Therapiemöglichkeiten, um die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu steigern. Darunter sind Veränderungen des Lebensstils wie zum Beispiel Gewichtsverlust, Krankengymnastik und medikamentöse Therapien mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) in aktiven Phasen.

Bekannte Vertreter dieser Medikamentengruppe sind Ibuprofen und Diclofenac (2). Sie sind wirksam gegen die Entzündung und lindern die Schmerzen erheblich. Jedoch gehen sie mit einer Reihe von Nebenwirkungen einher. Darunter sind leichte Beschwerden wie Übelkeit, aber auch schwerwiegende Komplikationen wie innere Blutungen und Magengeschwüre (3). Die Devise ist daher, die Einnahme so gering und kurz wie möglich zu halten. Da aktive Phasen mitunter länger andauern und der Schmerz für viele Betroffene nicht tragbar ist, bleibt aber oft nichts anderes übrig, als die Medikamente einzunehmen. Zwar wird so der Schmerz gelindert, allerdings erzeugen die Nebenwirkungen ihrerseits Leidensdruck. Ein Problem, was bis jetzt nicht gelöst werden konnte.

Wirksamkeit von Kurkuma gegen Arthrose

Hier kommt die Wirkung der Kurkuma ins Spiel. Das in ihr enthaltene Curcumin blockiert die für Entzündungen im Körper verantwortlichen Proteine und entzündliche Prozesse (4). In einer Analyse von verschiedenen Arbeiten zu Curcumin und Arthrose wurde gezeigt, dass Curcumin Schmerzen und Gelenksteifigkeit reduziert.

Dabei wurde festgestellt, dass die Wirkung des Curcumin ähnlich effektiv ist wie die von nichtsteroidalen Antirheumatika. Allerdings traten die bekannten Nebenwirkungen der NSAR bei der Einnahme von Curcumin nicht auf. Lediglich unspezifische Reaktionen wie Übelkeit oder Durchfall kamen bei einigen Personen vor (5). Zu den gleichen Ergebnissen kamen auch zwei weitere Analysen von klinischen Studien mit über 1600 Teilnehmenden. Die Wirkung des Curcumin wurde mit der eines Placebos und der von NSAR verglichen. Die Studien liefen über einen Zeitraum von bis zu 16 Wochen. Im Vergleich mit dem Placebo zeigte das Curcumin eine deutlich positive Wirkung auf Schmerzen und Gelenkfunktion.

Dabei war die Wirkung erneut ähnlich effektiv wie die der NSAR, bei weniger Nebenwirkungen (6,7). Darüber hinaus scheint das Curcumin einen schützenden Effekt auf die Magenschleimhaut zu haben, wenn es gleichzeitig mit NSAR eingenommen wird. NSAR schwächen die Magenschleimhaut und führen zu einer erhöhten Säurebildung, was Magengeschwüre fördert. Es wird vermutet, dass Curcumin nicht nur die Schleimhautbarriere verstärkt, sondern auch die Säurebildung im Magen unterdrückt. Somit lindert es die negativen Effekte der NSAR (8,9).

Schwer zugänglich: Das Gelenk

Nun gibt es leider gleich mehrere Hürden, wenn man Curcumin bei Arthrose einsetzen möchte. Zum einen hat Curcumin von vorneherein eine geringe Bioverfügbarkeit: Es ist nur schlecht in der wässrigen Umgebung des Darms löslich und wird kaum ins Blut aufgenommen (10). Zum anderen stellt das Gelenk selber aber auch noch ein Problem dar. Es handelt sich hierbei nämlich um ein sogenanntes bradytrophes Gewebe. Das bedeutet, dass das Gelenk kaum mit Blutgefäßen durchzogen ist. Stattdessen wird es durch Diffusion versorgt: Nährstoffe wandern einem Konzentrationsgefälle folgend langsam ins Gewebe ein (11).

Um Curcumin bei Arthrose einzusetzen, ist es daher umso wichtiger, die Bioverfügbarkeit zu maximieren. Die bis dato effektivste Methode hierzu ist die Darreichung in mizellarer Form. Mit dieser Methode ist es möglich, die Bioverfügbarkeit von Curcumin um das bis zu 185-fache zu erhöhen (12). Im unmittelbaren Vergleich mit anderen Methoden erwies sich dieser Effekt als deutlich überlegen (13).

Fazit

Die Wirkung von Curcumin auf Arthrose ist äußerst vielversprechend. Besonders interessant ist der Aspekt, dass man mit Curcumin die Einnahme von NSAR reduzieren könnte. Dadurch würden eventuelle Nebenwirkungen entweder milder oder gar nicht auftreten. Sofern vom medizinischen Standpunkt nichts dagegenspricht, wäre eine ergänzende Einnahme von Curcumin bei Arthrose also durchaus denkbar.

Um optimal vom gesundheitlichen Nutzen des Curcumins zu profitieren, bieten sich dabei am ehesten mizellare Formulierungen an. Durch die massiv gesteigerte Bioverfügbarkeit wird die Konzentration von Curcumin in der Umgebung des Gelenks erhöht. Auf diesem Weg gelangt auch ein Maximum an Curcumin bis ins Gelenk hinein und kann dort seine Wirkung entfalten.

Quellenverzeichnis

  1. Montonen J, Boeing H, Fritsche A, Schleicher E, Joost HG, Schulze MB, Steffen A, Pischon T. Consumption of red meat and whole-grain bread in relation to biomarkers of obesity, inflammation, glucose metabolism and oxidative stress. Eur J Nutr. 2013 Feb;52 (1):337-45. doi: 10.1007/s00394-012-0340-6. Epub 2012 Mar 18. PMID: 22426755; PMCID: PMC3549403.
  2. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Arthrose https://www.gesundheitsinformation.de/arthrose.html#:~:text=Bei%20einer%20Arthrose%20wird%20die,Schmerzmittel%20k%C3%B6nnen%20die%20Beschwerden%20lindern. (abgerufen am 18.02.2023)
  3. PharmaWiki: NSAR https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=NSAR (abgerufen am 18.02.2023)
  4. Peng Y, Ao M, Dong B, Jiang Y, Yu L, Chen Z, Hu C, Xu R. Anti-Inflammatory Effects of Curcumin in the Inflammatory Diseases: Status, Limitations and Countermeasures. Drug Des Devel Ther. 2021 Nov 2;15:4503-4525. doi: 10.2147/DDDT.S327378. PMID: 34754179; PMCID: PMC8572027.
  5. Paultre K, Cade W, Hernandez D, Reynolds J, Greif D, Best TM. Therapeutic effects of turmeric or curcumin extract on pain and function for individuals with knee osteoarthritis: a systematic review. BMJ Open Sport Exerc Med. 2021 Jan 13;7 (1):e000935. doi: 10.1136/bmjsem-2020-000935. PMID: 33500785; PMCID: PMC7812094.
  6. Zeng L, Yu G, Hao W, Yang K, Chen H. The efficacy and safety of Curcuma longa extract and curcumin supplements on osteoarthritis: a systematic review and meta-analysis. Biosci Rep. 2021 Jun 25;41 (6):BSR20210817. doi: 10.1042/BSR20210817. PMID: 34017975; PMCID: PMC8202067.
  7. Wang Z, Singh A, Jones G, Winzenberg T, Ding C, Chopra A, Das S, Danda D, Laslett L, Antony B. Efficacy and Safety of Turmeric Extracts for the Treatment of Knee Osteoarthritis: a Systematic Review and Meta-analysis of Randomised Controlled Trials. Curr Rheumatol Rep. 2021 Jan 28;23 (2):11. doi: 10.1007/s11926-020-00975-8. PMID: 33511486.
  8. Ärzteblatt: Therapie und Prävention des ASS- und NSAR-Ulkus https://www.aerzteblatt.de/archiv/9432/Therapie-und-Praevention-des-ASS-und-NSAR-Ulkus (abgerufen am 18.02.2023)
  9. Kwiecien S, Magierowski M, Majka J, Ptak-Belowska A, Wojcik D, Sliwowski Z, Magierowska K, Brzozowski T. Curcumin: A Potent Protectant against Esophageal and Gastric Disorders. Int J Mol Sci. 2019 Mar 24;20 (6):1477. doi: 10.3390/ijms20061477. PMID: 30909623; PMCID: PMC6471759.
  10. Liu, W., Zhai, Y., Heng, X., Che, F. Y., Chen, W., Sun, D., & Zhai, G. (2016). Oral bioavailability of curcumin: problems and advancements. Journal of Drug Targeting, 1–9. https://doi.org/10.3109/1061186X.2016.1157883
  11. Bora, F. W. J., & Miller, G. (1987). Joint physiology, cartilage metabolism, and the etiology of osteoarthritis. Hand Clinics, 3 (3), 325–336.
  12. Schiborr, C., Kocher, A., Behnam, D., Jandasek, J., Toelstede, S., & Frank, J. (2014). The oral bioavailability of curcumin from micronized powder and liquid micelles is significantly increased in healthy humans and differs between sexes. Molecular Nutrition and Food Research, 58 (3), 516–527. https://doi.org/10.1002/mnfr.201300724
  13. Flory, S., Sus, N., Haas, K., Jehle, S., Kienhöfer, E., Waehler, R., Adler, G., Venturelli, S., & Frank, J. (2021). Increasing Post-Digestive Solubility of Curcumin Is the Most Successful Strategy to  Improve its Oral Bioavailability: A Randomized Cross-Over Trial in Healthy Adults and In Vitro Bioaccessibility Experiments. Molecular Nutrition & Food Research, 65 (24), e2100613. https://doi.org/10.1002/mnfr.202100613