Kurkuma wird mittlerweile von vielen Menschen als Mittel gegen entzündliche Erkrankungen genutzt. Dabei denkt man am ehesten an den Darm, oder die Gelenke. Auch Erkrankungen von Stoffwechsel und Herzkreislauf-System kommen einem vielleicht in den Sinn. Aber Kurkuma für die Mundgesundheit? Auch wenn der Zusammenhang nicht so naheliegend erscheint: Bisherige Studienergebnisse deuten an, dass Kurkuma einen wertvollen Beitrag zur Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch leistet.

Der Mund, das orale Mikrobiom und die Ernährung

Das orale Mikrobiom umfasst alle Mikroorganismen, die sich im Mund des Menschen befinden. Diese Bakterien, Pilze und Viren finden im Mund eine ideale Umgebung für ihr Wachstum. Aufgrund der unterschiedlichen Bedingungen unterscheiden sich die Bakterien im Mund von denen im Darm.

Die Mikroorganismen finden sich auf den Zähnen, dem Zahnfleisch, der Zunge und anderen, anatomischen Nischen der Mundhöhle. Ebenso wie beim Mikrobiom im Darm, besitzt jeder Mensch eine einzigartige Zusammensetzung aus Mikroorganismen im Mund. Eine gesunde Mikroben-Population reduziert das Auftreten von Karies, Zahnfleischentzündung und damit einhergehendem Mundgeruch. Liegt ein Ungleichgewicht, der Mikroben im Mund vor, spricht man von einer Dysbiose. Diese führt zu einer starken Anfälligkeit für viele Zahn- und Munderkrankungen. Eine Dysbiose geht sogar über den Mund hinaus und steht im Verdacht, Diabetes, Arteriosklerose und Alzheimer zu fördern (1,2). 

Einen großen Einfluss auf die Mundgesundheit hat die Ernährung. Natürliche Moleküle aus der Nahrung haben entzündungshemmende, anti-oxidative und anti-mikrobielle Eigenschaften. Eine Möglichkeit, die Aufnahme solcher Moleküle zu steigern, ist eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Auch probiotische Lebensmittel wie Joghurt haben einen positiven Einfluss. Unter den jeweiligen Inhaltsstoffen sind besonders Polyphenole interessant (3). Diese sekundären Pflanzenstoffe wirken antimikrobiell, entzündungshemmend und prebiotisch, indem sie die nützlichen Bakterien “füttern”. Dadurch stärken sie das orale Mikrobiom und es kommt seltener zu Karies oder Zahnfleischentzündung (3). 

Der Mund ist außerdem anatomisch gesehen der erste Teil des Verdauungstraktes. Damit nimmt er auch Einfluss auf die Darmflora. Eine Dysbiose im oralen Mikrobiom kann so auch zu einem Ungleichgewicht im Darm führen. Das hat dann wiederum Auswirkungen auf den ganzen Körper (5).

Wie kann Kurkuma die Mundgesundheit verbessern?

Kurkuma wirkt entzündungshemmend, antioxidativ, antimikrobiell und fördert die Wundheilung (6).

Das in Kurkuma enthaltene Curcumin verhindert das Wachstum schädlicher Bakterien im Mund. Es hemmt die Pathogene entweder direkt oder verhindert die Formation eines Biofilmes. Das ist eine Schleimschicht, die Bakterien auf Oberflächen bilden. Sie schützen sich mit dieser Schicht und können dort unter optimalen Bedingungen wachsen. Curcumin blockiert die Sekretion von Stoffen, die zur Biofilmbildung benötigt werden (3).

Die entzündungshemmenden Eigenschaften sind besonders von Vorteil für Zahnfleischentzündungen. Wenn sich schädliche Bakterien im Mundraum ansiedeln, wird das Immunsystem aktiv. Dabei geht es brutal vor und attackiert nicht nur die Pathogene, sondern auch das eigene Gewebe. Kurkuma hat einen beruhigenden Effekt und sorgt dafür, dass die Entzündung eingedämmt wird. Dadurch wird das Gewebe nicht zu stark geschädigt und das Risiko einer erneuten Infektion sinkt (3,6).

Kurkuma wirkt außerdem prebiotisch. Das bedeutet, dass es Stoffe enthält, die nur von den Bakterien des Mikrobioms aufgenommen werden können. Damit begünstigt es das Wachstum gesundheitsfördernder Bakterien und verdrängt potenziell schädliche Mikroorganismen (7). 

Kurkuma bei Zahnfleischentzündung

Entzündungen des Zahnfleischs (=Gingivitis) sind weit verbreitet. Meist lässt die Entzündung nach einiger Zeit nach und es bleiben keine Schäden zurück. Die Gingivitis kann jedoch auch auf Teile des Zahnhalteapparats übergreifen. Betrifft die Entzündung diesen Teil des Gebisses, so kann es zu einer Paradontitis führen. Hierbei lockern sich die Zähne lockern und können ausfallen (8). 

Bei einer Zahnfleischentzündung findet sich meist geschwollenes und gerötetes Zahnfleisch, das beim Zähneputzen blutet. Setzt sich diese Entzündung fort, so löst sich langsam das Zahnfleisch vom Zahnhals. Das führt zu Schmerzen und lockeren Zähnen. Der häufigste Grund für eine Gingivitis mit nachfolgender Parodontitis sind Bakterien. Durch unzureichende Mundhygiene können sich Bakterien auf den Zähnen und am Zahnfleischrand anheften. Dort bilden sie dann schützende Biofilme, auch Plaque genannt. Immunzellen beginnen daraufhin die Bakterien zu bekämpfen und lösen eine Entzündung aus. Die Bakterien versuchen dieser Immunreaktion zu entgehen, sodass der Prozess sich hochschaukelt. Dadurch wird die Entzündungsreaktion chronisch und Bindegewebe und Knochen nehmen Schaden. Durch eine gute Mundhygiene kann dies verhindert werden, während Rauchen, Diabetes, Herpes (9) und hormonelle Veränderungen den Vorgang begünstigen (8). 

Hat sich die Gingivitis jedoch erstmal zu einer Parodontitis entwickelt, so muss zahnärztlich eingegriffen werden. Eine Methode, die Parodontitis zu behandeln, ist das Scaling and Root Planing (SRP). Dabei reinigt der Zahnarzt die Zahnwurzel minimalinvasiv und befreit sie so von Plaque (10,11). Um den Behandlungserfolg zu erhöhen, wird noch das antimikrobiell wirkende Chlorhexidin lokal aufgetragen. Das Mittel hat jedoch einen unappetitlichen Geschmack und verfärbt außerdem die Zähne. In klinischen Studien konnte nachgewiesen werden, dass Curcumin zusammen mit SRP einen vergleichbaren Effekt auf Parodontitis hat, wie Chlorhexidin. Das liegt vermutlich daran, dass Curcumin die Wundheilung unterstützt und die Entzündung hemmt. Dadurch lassen nicht nur die Schmerzen nach, sondern die Zahnwurzel wird ebenfalls nicht mehr geschädigt. 

Curcumin wirkt außerdem antibakteriell. Dadurch hemmt es die Plaque-Formation und eine erneute Ansiedlung von Bakterien im Raum zwischen Zahn und Zahnfleisch (11,12).

Kurkuma und Karies

Karies ist eine der häufigsten Erkrankungen im Mund und führt zu Schmerzen und Zahnverlust (9). Karies ist die Folge von Zahnbelag, schlechter Mundhygiene und hohem Zuckerkonsum. Bakterien siedeln sich als Zahnbelag auf der Zahnoberfläche an. Wenn sie den Zucker aus der Nahrung zersetzten, so bildet sich Säure, welche die Zähne angreift. Ohne die richtige Reinigung oder eine Behandlung werden die Zähne so immer weiter zerstört, bis sie gezogen werden müssen. Karies greift auch die Zahnnerven und -wurzeln an. Dies führt zu starken Schmerzen, besonders bei kalten oder süßen Speisen (13). 

Ein wichtiger Auslöser von Karies ist das Bakterium Streptococcus mutans. Durch die Anwendung von Curcumin werden Wachstum und Säureproduktion dieses Bakteriums unterdrückt. In einer Studie konnte sogar beobachtet werden, wie das Curcumin die Bakterien direkt angriff und sie eliminierte (14). 

Fazit

Auch wenn man Kurkuma nicht sofort mit der Mundgesundheit in Verbindung bringt, wirkt es doch auf viele orale Krankheiten. Es beeinflusst das orale Mikrobiom positiv, indem es nützlichen Bakterien ein gutes Wachstum ermöglicht. Außerdem werden entzündliche und destruktive Reaktionen kontrolliert und das Ansiedeln schädlicher Bakterien verhindert. Besonders bei Karies und Zahnfleischentzündungen unterstützt Curcumin dadurch einen schnellen Heilungsprozess.

Quellenverzeichnis

  1. Das orale Mikrobiom – was Sie wissen müssen  – Mainzahn – Zentrum für Zahngesundheit (8.1.2023)
  2. Deo PN, Deshmukh R. Oral microbiome: Unveiling the fundamentals. J Oral Maxillofac Pathol. 2019 Jan-Apr;23(1):122-128. doi: 10.4103/jomfp.JOMFP_304_18. PMID: 31110428; PMCID: PMC6503789.
  3. Naureen, Z., Medori, M. C., Dhuli, K., Donato, K., Connelly, S. T., Bellinato, F., Gisondi, P., & Bertelli, M. (2022). Polyphenols and Lactobacillus reuteri in oral health. In Journal of preventive medicine and hygiene (Vol. 63, Issue 2, pp. E246–E254). NLM (Medline). https://doi.org/10.15167/2421-4248/jpmh2022.63.2S3.2767
  4. Polyphenole | Gesundheitsportal (8.1.2023)
  5. Gong, L., Wen, T., & Wang, J. (2020). Role of the Microbiome in Mediating Health Effects of Dietary Components. In Journal of Agricultural and Food Chemistry (Vol. 68, Issue 46, pp. 12820–12835). American Chemical Society. https://doi.org/10.1021/acs.jafc.9b08231
  6. Tang W, Du M, Zhang S, Jiang H.Therapeutic effect of curcumin on oral diseases: A literaturereview.Phytotherapy Research. 2021;35:2287–2295.https://doi.org/10.1002/ptr.6943
  7. Präbiotika – die besten präbiotischen Lebensmittel | cerascreen (9.1.2023)
  8. Zahnfleischentzündung und Parodontitis (gesundheitsinformation.de) (9.1.2023)
  9. Zhang, Y., Wang, X., Li, H., Ni, C., Du, Z., & Yan, F. (2018). Human oral microbiota and its modulation for oral health. In Biomedicine and Pharmacotherapy (Vol. 99, pp. 883–893). Elsevier Masson SAS. https://doi.org/10.1016/j.biopha.2018.01.146
  10. PAR-Behandlung: Wurzeln säubern, glätten, desinfizieren ohne Schnitt (parodontitis.com)
  11. Zhang, Y., Huang, L., Mazurel, D., Zheng, H., Yang, J., & Deng, D. (2021). Clinical efficacy of curcumin versus chlorhexidine as an adjunct to scaling and root planing for the treatment of periodontitis: A systematic review and meta-analysis. In Phytotherapy Research (Vol. 35, Issue 11, pp. 5980–5991). John Wiley and Sons Ltd. https://doi.org/10.1002/ptr.7208
  12. Al-Maweri, S. A., Alhajj, M. N., Deshisha, E. A., Alshafei, A. K., Ahmed, A. I., Almudayfi, N. O., Alshammari, S. A., Alsharif, A., & Kassim, S. (2022). Curcumin mouthwashes versus chlorhexidine in controlling plaque and gingivitis: A systematic review and meta-analysis. In International Journal of Dental Hygiene (Vol. 20, Issue 1, pp. 53–61). John Wiley and Sons Inc. https://doi.org/10.1111/idh.12518
  13. Karies | Gesundheitsinformation.de (11.1.2023)
  14. Ehteshami, A., Shirban, F., Gharibpour, F., Bagherniya, M., Sathyapalan, T., & Sahebkar, A. (2021). Does Curcumin Have an Anticaries Effect? A Systematic Review of In Vitro Studies. In Advances in Experimental Medicine and Biology (Vol. 1291, pp. 213–227). Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-030-56153-6_12