Immer mehr Menschen kriegen die Diagnose Diabetes gestellt. Nicht wenige fühlen sich mit dieser Information dann allein gelassen. Wie kann man dem Fortschreiten der Erkrankung entgegenwirken? Kann Kurkuma hierbei unterstützen und den Blutzucker senken? Manchmal gehen die Meinungen auseinander, doch was ist richtig?
Kurkuma ist mittlerweile als natürliche Heilpflanze bei vielen Beschwerden bekannt. Sie wird seit Jahrtausenden in der Traditionellen Chinesischen Medizin und der indischen Ayurveda-Medizin verwendet. So enthält die Heilpflanze viele wertvolle Inhaltsstoffe, die gesundheitsfördernd wirken. Diese positiven Eigenschaften werden seit einigen Jahren in medizinischen Studien untersucht und bestätigt. So bekräftigen viele Arbeiten den positiven Einfluss von Kurkuma auf rheumatische Beschwerden [1], aber auch auf Krankheiten wie Alzheimer [2], oder eben Diabetes mellitus.
„Die natürliche Heilpflanze Kurkuma reguliert den Blutzuckerspiegel.“
Globaler Anstieg der Diabetes-Neuerkrankungen
Diabetes ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die immer weitere Verbreitung findet. Der sogenannte Diabetes mellitus, auch Zuckerkrankheit genannt, wird eingeteilt in den angeborenen Typ 1 und den erworbenen Typ 2. Beide Formen des Diabetes mellitus gehen mit einem erhöhten Blutzuckerspiegel einher. Zusätzlich gibt es noch weitere Sonderformen, sowie den bei Schwangeren vorkommenden Schwangerschaftsdiabetes. Das Tückische an der Erkrankung ist, dass sie lange Zeit nicht bemerkt wird, weil sie kaum wahrnehmbare Symptome äußert.
Erst mit dem Voranschreiten der Krankheit werden typische Anzeichen sichtbar. Dazu zählen starker Durst mit vermehrtem Harndrang, rascher Gewichtsverlust, Juckreiz, Heißhunger oder auch eine vermehrte Infektanfälligkeit [3].
Ein Diabetes kann eine Vielzahl von schwerwiegenden Folgekrankheiten auslösen. Auf diesem Weg wirkt die oft verharmloste Zuckerkrankheit über Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Niere, oder des Nervensystems stark lebenslimitierend. So starben laut der Weltgesundheitsorganisation bereits im Jahr 2012 weltweit 1,5 Millionen Menschen an den Folgen von Diabetes. 43% der Todesfälle ereigneten sich bei Menschen, die jünger als 70 Jahre waren. Die WHO beobachtet bereits seit Jahren den besorgniserregenden Anstieg der Diabetes-Erkrankungen. Vor allem Länder mit mittlerem und geringem Durchschnittseinkommen sind auf dem Vormarsch. Der Anstieg der Neuerkrankungen hängt dabei mit dem weltweiten Anstieg der Anzahl an Übergewichtigen und Adipositas-Erkrankten zusammen. Denn Übergewicht und Fettleibigkeit sind die häufigste Ursache für den Diabetes-Typ-2 [4].
Diabetes-Typ-2 erkennen und behandeln
Die fortschreitende Verbreitung von Diabetes-Typ-2, früher verharmlosend als „Alters-Diabetes“ bezeichnet, ist heute auch vielfach bei jüngeren Menschen zu beobachten. Dies wird vor allem auf die vermehrten Adipositas-Fälle als Auslöser zurückgeführt. Trotz der fortlaufenden Produktion des Hormons durch die Bauchspeicheldrüse kann das Insulin nicht mehr adäquat seine Wirkung entfalten. Als Folge kann Glucose aus dem Blut nicht mehr optimal verwertet werden, wodurch es zu einer sogenannten Hyperglykämie kommt. Die zirkulierende Glucose wirkt dann langfristig toxisch und beginnt körpereigene Strukturen zu schädigen. Als Folge kommt es unter anderem zu Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Sensibilitätsstörungen, Herzinfarkt und Schlaganfall. Auch Niereninsuffizienz und Erblindung sowie Wundheilungsstörungen können auftreten [3].
Die Ursachen für den Typ-2-Diabetes sind insbesondere die Kombination aus Bewegungsmangel und Übergewicht. Aber auch eine gewisse genetische Veranlagung macht den Körper für diese Erkrankung empfindlich. Da sich diese Form des Diabetes langsam entwickelt, ist es jedoch möglich, das Fortschreiten der Erkrankung zu unterbrechen. Speziell in Frühphasen der Erkrankung helfen Gewichtsreduktion, körperlicher Betätigung und eine angepasste Ernährung. Werden diese Möglichkeiten jedoch nicht ausgeschöpft, ist eine zusätzliche Medikation, oder langfristig sogar die Gabe von Insulin-Injektionen notwendig [3].
Diabetes-Typ-1: die unheilbare Zuckerkrankheit
Die Symptome von Diabetes Typ1 sind denen des Diabetes-Typ-2 ähnlich. Die Krankheit entwickelt sich jedoch nicht schleichend, sondern bricht mehr oder weniger plötzlich aus. Ohne Behandlung kann es bis zur Bewusstlosigkeit und diabetischem Koma kommen. Der Typ-1-Diabetes kann in der Regel nur noch durch eine lebenslange Insulin-Therapie behandelt werden [5].
Diabetes-Typ-1 ist im Gegensatz zum Diabetes-Typ-2 eine Autoimmunerkrankung und tritt schon im Jugendalter auf. Im Unterschied zum Diabetes-Typ-2 ist Diabetes-Typ-1 leider nach heutigem Stand der Forschung nicht heilbar. Denn im Körper kommt es zu einem absoluten Insulinmangel, der zu einem plötzlichen Anstieg der Blutzuckerwerte führt. Dies wird dadurch bewirkt, dass das körpereigene Immunsystem die Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die für die Insulinproduktion verantwortlich sind, zerstört. Die ersten Beschwerden treten in der Regel erst auf, wenn 80% dieser Beta-Zellen funktionsunfähig sind [5].
Aktuelle Studienlage zur Wirkweise von Kurkuma auf Diabetes mellitus
An der Srinakharinwirot Universität Bangkok hat sich die Abteilung für Endokrinologie mit dem Einfluss von Curcumin auf Diabetes befasst.
In die Placebo-Studie wurden 240 Probanden mit ersten Prädiabetes-Symptomen einbezogen. Über 9 Monate bekamen sie entweder ein Placebo oder Curcumin. Nach Ablauf der Studiendauer konnten die Forscher beobachten, dass rund 16 % der Probanden in der Placebo-Gruppe bereits an dem Diabetes-Typ-2 litten, wohingegen die Curcumin-Gruppe keinen einzigen Fall aufgewies. Hinzu ermittelten die Forscher eine verbesserte Aktivität der Insulin-produzierenden Beta-Zellen. Das Forscherteam bekräftigte die Annahme, dass eine Behandlung mit Curcumin den Ausbruch des Diabetes-Typ-2 hemmen kann [6].
Auch Giovanni Appendino von der Amedeo-Avogadro-Universität hat sich mit der Wirkweise von Curcumin auf die diabetische Mikroangiopathie befasst. Dies ist eine Folgeerkrankung erhöhter Blutzuckerwerte. Auf Dauer greift sie die kleinen Blutgefäße an und führt zu Schäden an Nieren, Netzhaut, Gehirn und anderen Organen. In der Studie mit an diabetischer Mikroangiopathie leidenden Patienten erhielten die Probanden ein Curcumin-Präparat oder eine konservative Behandlung. Bei den Probanden der Curcumin-Gruppe konnte am Ende der Testphase ein verbesserter Blutfluss in den Füßen und eine generelle Verbesserung der Mikroangiopathie bei allen Kurkuma-Patienten nachgewiesen werden. Die Behandlung mit Curcumin wirkte sich auch positiv auf die mit Diabetes verbundenen Hautläsionen aus. Dies bestätigt wiederum die seit Langem vermutete Annahme, dass Curcumin Eigenschaften besitzt, welche die Wundheilung beschleunigen. Somit könnte es eine enorme Hilfe für Diabetes-Patienten darstellen [7].
„Es gibt vielversprechende Ergebnisse aus Studien zur Wirkung von Kurkuma bei Diabetes mellitus.“
Der positive Einfluss von Curcumin bei Diabetikern wurde mittlerweile mit Hilfe großer Meta-Analysen bestätigt. Bei Betrachtung aller relevanten Human-Studien zu diesem Thema zeigte sich, dass Curcumin die Blutzuckerregulation verbessert und zusätzlich die Blutfettwerte senkt [8].
Rezension zur Studienlage „Curcumin bei Diabetes“ von Dr. Greger
Kurkuma richtig anwenden
Zwar hilft eine gesunde Ernährung mit Kurkuma, einem Diabetes vorzubeugen. Jedoch reicht die übliche Gewürz-Menge für einen therapeutische Anwendung nicht aus. Dies liegt insbesondere an der schlechten Bioverfügbarkeit des Curcumins, welches kaum im Darm resorbiert wird [9]. Um Kurkuma therapeutisch einsetzen zu können, muss die Bioverfügbarkeit des Curcumins gesteigert werden. Doch wie kann ein natürlicher Pflanzenstoff natürlich bleiben und zugleich eine höhere Verwertbarkeit für den Körper generieren? Dieser Frage sind auch viele Ernährungswissenschaftler auf der Spur!
Kurkuma-Kapseln für einen therapeutischen Einsatz bei Diabetes
Vor allem die schlechte Wasserlöslichkeit stellt Forscher schon seit geraumer Zeit vor die Herausforderung Curcumin besser für den Organismus verfügbar zu machen. Im Gegensatz zu wasserlöslichen Pflanzenstoffen kann Curcumin nicht so einfach absorbiert werden und prallt buchstäblich von der Darmwand ab. Dadurch wird es ungenutzt ausgeschieden. Daher ist nicht die Menge des Curcumins entscheidend, sondern wieviel Curcumin tatsächlich in den Organismus gelangt. Dies wird durch den Wert der Bioverfügbarkeit kenntlich gemacht. Je höher die Bioverfügbarkeit eines Pflanzenstoffes ist, desto bessere Aufnahme und Verwertung kann es generieren.
„Schwer wasserlösliches Curcumin wirkt am besten als Mizellen-Kapsel.“
Eine effektive Maßnahme zur Steigerung der Bioverfügbarkeit scheinen Kurkuma-Kapseln auf Mizellen-Basis zu sein. Mizellen kommen auch von Natur aus im Darm vor. Sie sind an der Außenwand wasserlöslich und können so im Kerninneren das fettlösliche Curcumin einschließen. Bisher ist mittels einer Mizellen-Formulierung eine 185-fach höhere Bioverfügbarkeit im Vergleich zu einfachem Curcumin erreicht worden [10]. Dadurch ist es außerdem möglich, einen Langzeitspiegel von Curcumin im Blut zu erreichen [11]. Nach aktuellem Kenntnisstand macht das Mizell-Kurkuma zur effektivsten Darreichungsform für die therapeutische Anwendung [12].
Fazit Kurkuma bei Diabetes
Sowohl Kurkuma, als auch Curcumin wirken positiv auf die Entstehung und das Fortschreiten von Diabetes. Sie senken den Blutzuckerspiegel und wirken Folgeschäden des Diabetes entgegen. Zwar sollte Curcumin nicht als Ersatz zur Standardtherapie betrachtet werden, jedoch leistet es einen wertvollen Beitrag. Zur therapeutischen Anwendung empfehlen sich dabei am ehesten Präparate mit mizellarem Curcumin.
Quellenverzeichnis
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- Sarraf, P., Parohan, M., Javanbakht, M. H., Ranji-Burachaloo, S., & Djalali, M. (2019). Short-term curcumin supplementation enhances serum brain-derived neurotrophic factor in adult men and women: a systematic review and dose-response meta-analysis of randomized controlled trials. Nutrition Research (New York, N.Y.), 69, 1–8. https://doi.org/10.1016/j.nutres.2019.05.001
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- Flory, S., Sus, N., Haas, K., Jehle, S., Kienhöfer, E., Waehler, R., Adler, G., Venturelli, S., & Frank, J. (2021). Increasing Post-Digestive Solubility of Curcumin Is the Most Successful Strategy to Improve its Oral Bioavailability: A Randomized Cross-Over Trial in Healthy Adults and In Vitro Bioaccessibility Experiments. Molecular Nutrition & Food Research, 65(24), e2100613. https://doi.org/10.1002/mnfr.202100613